Madeira Geschichte

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Die Entdeckung Madeiras

Spannende Entdeckergeschichten und wilde Legenden ranken sich um die Anfänge der Besiedlung und der Geschichte Madeiras. Und hättest Du gedacht, daß Madeira um ein Haar eine englische Insel geworden wäre?

1418 gerieten die portugiesischen Kapitäne João Gonçalves Zarco und Tristão Vaz Teixeira, unterwegs im Auftrag von Heinrich dem Seefahrer, in einen Sturm, wurden von ihrer Route abgetrieben und landeten auf der unbewohnten Insel Madeira.  

Sie sahen Madeira liegen, aber ihnen fehlte der Mut, das weitaus größere Eiland zu betreten. Vor allem die bisweilen dramatische Wolkenbildung ließ Zarco vermuten, es handele sich bei diesem Flecken Erde möglicherweise um den »Höllenschlund«. Erst im Zuge einer zweiten Expedition im Jahr 1419 landeten sie auf der größeren Nachbarinsel.

Bereits 1351 war der madeirische Archipel auf einer florentinischen Seekarte verzeichnet. Dort wird Madeira »I. do lolegname« genannt, was soviel wie »Holzinsel« bedeutet (ital.: »lo legname« = Holz). Auch Porto Santo (»Porto Séo«) und die Ilhas Desertas (»I. deserte«) sind eingezeichnet und namentlich genannt.

Ob italienische Seefahrer, die regelmäßig die Kanaren ansteuerten, arabische Seeleute oder gar schon Phönizier, Karthager oder Römer über den Archipel informiert waren, bleibt gleichwohl Spekulation.

Eine Insel entsteht

Die kleine Inselgruppe wartet mit einer geradezu spektakulären Natur auf. Auf den Vulkaninseln mitten im Atlantik findet man eine beeindruckende Bergwelt, zerklüftete Küsten und wüstenähnliche Landschaften. Die Hauptinsel Madeira, die >>Insel des ewigen Frühlings<<,verdankt ihre üppigen Vegetationeinem extrem atlantischen und zugleich warmen Klima.

Wer zum ersten Mal nach Madeira kommt, ist beeindruckt: Wo es nicht grünt und blüht, prägen braunschwarze Lavafelsen, dunkle Basalte und helle vulkanische Tuffe die Inselwelt mit fast senkrecht aus dem Meer steigenden Felswänden, scharfen Graten, jäh abstürzenden Schluchten und immensen Felsklippen wie dem 580 m hohen Cabo Girão.

Die Ströme erkalteter Lava bei Porto Moniz oder die Lavatropfen in den Höhlen bei São Vicente zeugen von den Naturgewalten, die die Insel formten. Wind und Wellen nagen seit Jahrtausenden an den vulkanischen Tuffklippen der Ponta de São Lourenço, der besonders bizarr erscheinenden Ostspitze Madeiras. So entstehen auch die Höhlen auf Meeresniveau, die mit der Zeit die darüberliegenden Schichten zum Einsturz bringen.

Brandrodung und Besiedlung

 

Aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage sollten Madeira und Porto
Santo zur Versorgungsstation für portugiesische Expeditionsschiffe ausgebaut werden. 

Ab 1423 ließen sich Siedler in den Buchten von Machico und Câmara de Lobos nieder und versuchten, mittels Brandrodung das schwer zugängliche Madeira urbar zu machen. Nach rund sieben Jahren war der einstige Urwald nahezu vernichtet.

1440 hatte Heinrich der Seefahrer die ersten Malvasier-Reben aus Kreta nach Madeira bringen lassen – der Weinbau nahm einen raschen Aufschwung. Auch Zuckerrohr gedieh aufs Beste und bald
schon wurde aus der Holzinsel die Zuckerinsel, die in der gesamten
abendländischen Welt für die ausgezeichnete Qualität ihres Zuckers
bekannt war. 

Die mühsame Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen und in den Zuckermühlen sowie beim Bau der Terrassen und Bewässerungsgräben (Levadas) mussten Sklaven leisten, zunächst die Ureinwohner der Kanaren, später deportierte Bewohner der Westküste Afrikas. 

Im einträglichen Zuckerhandel betätigte sich auch Christoph Kolumbus, der zwischen 1479 und 1482 – so die nicht ganz gesicherte Überlieferung – auf Porto Santo lebte. Verheiratet war er mit einer gewissen Filipa Perestrelo, der Tochter des ersten portugiesischen Gouverneurs.

 


Entstehung des Archipels

Die Inseln des madeirischen Archipels – Madeira, Porto Santo und die Ilhas Desertas – gehören zusammen mit den Azoren, den Ilhas Selvagens, den Kanaren und den Kapverden zu den Mittel-atlantischen Vulkaninseln, die auch als »Makaronesische Inseln« (»gesegnete Inseln«) bezeichnet werden. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, hinterlässt der »heiße Fleck« dabei Vulkane, die vom Meeresboden ausgehend eine Insel nach der anderen auftürmen – im Fall des Madeira-Archipels in einem von Nordost nach Südwest verlaufenden Bogen. So entstand Porto Santo vor ca. 14 Mio. Jahren, Madeira und die Ilhas Desertas vor ca. 5,6 Mio. Jahren.

Schon während, aber vor allem nach ihren vulkanischen »Geburten« setzte sofort die Erosion durch Salzwasser, Niederschlag, Wind und Wetter ein, die alle Inseln bis heute formt.

Epochen Madeira

EROBERUNG UND BESIEDELUNG
1351 Madeira erscheint zum ersten Mal auf einer Seekarte.
1419 Portugiesen landen auf Porto Santo und Madeira.
Ab 1440 Malvasier-Reben und Zuckerrohr werden angebaut.

SONDERSTATUS IM KOLONIALREICH
1497 Funchal wird Inselhauptstadt und Madeira bekommt einen
Sonderstatus.
16. Jh. Der Reichtum lockt Piraten an.
1580 – 1640 Madeira gehört (wie auch der Rest Portugals) zu Spanien.

ENGLISCHE PRÄSENZ
Ab 1660 Englische Weinhändler lassen sich nieder.
1807 – 1814 England besetzt Madeira.
1852 /1872 Mehltau und Reblaus vernichten die Rebstöcke.
1891 Reid’s Hotel wird eröffnet.

20./21. JAHRHUNDERT
1914 –1918 Portugal steht im Ersten Weltkrieg auf der Seite Englands.
1933 Die Diktatur Salazars beginnt.
1964 Madeiras Flughafen wird eröffnet.
1974 Die »Nelkenrevolution« beendet die Diktatur.
1976 Madeira wird autonome Region.
1986 Portugal wird Mitglied der EG.
2010 Ein verheerendes Unwetter fordert 42 Menschenleben.
2016 Waldbrände zerstören Teile Funchals